Für unsere Heimfahrt nach Österreich galt es den richtigen Zeitpunkt zu finden. Wir mussten warten bis die Grenzen Mitte Juni geöffnet wurden und bis unser Findelkind „Foxy“ reisefertig war. Und tatsächlich haben wir schließlich den perfekten Zeitpunkt gefunden. Die Einreise nach Bulgarien war ein Klax. Niemand interessierte sich wirklich für uns, niemand trug eine Maske und auch sonst gab es kein Tamtam an der Grenze, allerdings mussten wir ein „Wir reisen auf eigene Gefahr und haben keine Symptome“ Formular unterschreiben. Wir hatten uns entschieden die schnellste Route bis Ungarn zu wählen um zumindest in einem Nachbarland Österreichs zu sein falls die Grenzen wieder geschlossen werden sollten. Also machten wir nur für eine Nacht an einem hübschen See etwas südlich von Sofia Halt und passierten schon am nächsten Tag die Grenze nach Rumänien, wieder ohne Masken und ohne Probleme. Direkt an der Donau fanden wir mit Hilfe eines Einheimischen ein wunderbares Fleckchen und blieben übers Wochenende. Zweimal wurden wir von der Grenzpolizei kontrolliert und unsere gar nicht Kontakt scheuen Nachbarn luden uns gleich zu BBQ und Wasserpfeife ein. Wegen der Corona Pandemie bekamen wir natürlich ein eigenes steriles Mundstück, dafür wurde das Schnapsglas geteilt weil das ja eh automatisch desinfiziert ist 😉 Rumänien wäre eigentlich ein Land zum Verweilen aber aus irgend einem inneren Antrieb heraus fuhren wir dann doch sehr zügig durch und gut war es. Einen Tag nachdem wir die Grenze nach Ungarn passiert hatten (auch ohne Masken übrigens) wurden für Reisende aus Rumänien und Bulgarien wieder die Quarantäne-Maßnahmen verschärft. Wäre uns aber eigentlich auch wurscht gewesen. Wir steuerten sowieso das Anwesen unseres Freundes Günter an. Hier hatten wir die ersten Tage unserer Reise verbracht, zwischendurch waren wir mal in Tèkes und jetzt wollten wir die letzen Tage unserer Reise in dem kleinen Dorf verbringen. 10 Tage dauerte unsere freiwillige Quarantäne in Ungarn wobei wir nicht ganz allein waren. Günter kam uns besuchen und brachte uns lauter Leckereien aus der Heimat mit. Grillfleisch, Käsekrainer, Stiegl Bier, Rumkugeln und Kren. Die letzten Tage im Ausland verbrachten wir also abwechselnd mit Motocross fahren, Pinzgauer reparieren und fahren und ESSEN 😉
Und schließlich kam er, der Moment an dem unsere Reise enden würde. Die Heimfahrt nach Österreich. Einerseits hatten wir noch viele Ideen was wir unterwegs in Ungarn oder vielleicht in Slowenien noch alles unternehmen könnten und andererseits freuten wir uns auf unsere Familien und Freunde.
Der Schock war dann auch ganz schnell da, kaum hatten wir die Grenze von Ungarn nach Österreich (übrigens komplett ohne Kontrolle) passiert. Direkt an der Grenze war Schluss mit Urlaubsfeeling und Reisemodus. Erstens fing es an aus Kübeln zu schütten und zweitens war unsere Gelassenheit recht schnell verfolgen als wir die ersten Kilometer auf österreichischen Straßen hinter uns gebracht hatten. In keinem der 29 Länder die wir bereist haben herrscht so viel Ungeduld und Unmut auf den Straßen wie in Österreich (na gut, in Deutschland auch) Es wirkte auf uns als hätten alle ein Messer zwischen den Zähnen und als wären wir nur zwei Statisten in einem Film. Das Wetter und die Hektik der Menschen lud uns auch nicht wirklich dazu ein unterwegs in Österreich noch einen Stopp ein zu legen und so düsten wir in einem durch und hatten natürlich auch einen tollen Plan wie wir unsere Familien nacheinander überraschen würden. Niemand außer Raimunds Papa wusste, dass wir auf dem Weg nach Hause waren – haben wir zumindest gedacht 😉 Innerhalb der Familien war aber schon fleißig kommuniziert worden und so wussten alle quasi auf den Meter genau wo wir waren und zogen natürlich so ihre Schlüsse wo wir zuerst hin fahren würden. Da wurde schon mal Leberkäse vorbereitet, Einladungen abgesagt und Vorbereitungen getroffen. Und wir Unwissenden mit unserem tollen Überraschungsplan haben alles gecrasht indem wir wo anders hingefahren sind als von den Oldies vermutet. Tja, der Leberkäse wurde kalt und die Blasmusikkapelle nach Hause geschickt. Ok, Musik gab es in Wirklichkeit keine, Leberkäse kann man bekanntlich auch kalt essen und so haben sich nach anfänglicher Enttäuschung und großer Verwirrung um unseren Verbleib schließlich alle riesig gefreut als wir uns nach so langer Zeit wieder in die Arme nehmen konnten. Den Leberkäse haben wir zwar bis heute nicht bekommen aber ansonsten ging die Schlemmerei in Österreich gleich wieder von vorne los. Wir hatten einige Stationen ab zu klappern, verbrachten Zeit am Irrsee mit Raimunds Papa und Schwester, holten unser eingelagertes Hab und Gut in Thalgau ab, machten mit dem BIG20 das „Pickel“ waren von Raimunds Mama und unserem Freund Bene zum Schnitzel essen eingeladen, verbrachten fast 2 Wochen bei Raimunds Patenkind Lukas, fuhren auf Grillpartys und quartierten uns schließlich bei meiner Familie am Hallstättersee ein.
Es hat gedauert bis wir mental in Österreich angekommen sind und irgendwie ist immer noch alles etwas seltsam und unwirklich. Ja, die Menschen in Österreich sind tatsächlich ungeduldiger und rücksichtsloser als anderswo und Corona scheint in unserem Land auch gefährlicher zu sein als in anderen Ländern. Wir müssen uns damit erst zurecht finden und immer wieder nachfragen wo und wann man denn jetzt eine Maske tragen muss und wann nicht weil wir weder in Griechenland noch auf dem Heimweg mit Ampelsystemen oder Maskenpflicht (außer in Lebensmittelgeschäften in Ungarn) konfrontiert waren.
Kaum angekommen in unserem wunderschönen Heimatland Österreich machen wir nun auch schon Pläne für unsere nächste Reise denn soviel ist fix: Sesshaft wollen wir erst mal nicht werden und deshalb ist Raimund auch schon fleißig dabei unsere Reisekassa wieder auf zu füllen.
22 Monate, 29 Länder, fast 40.000 km, ca. 9.000 Liter Diesel und wir haben Souvenirs mitgebracht von unserer Reise. Zwar haben wir uns mit Ramsch ziemlich zurück gehalten aber das ein oder andere Geschenk, das wir unterwegs bekommen haben findet sich sehr wohl in unserem BIG20. Armbänder und ein Ring aus Mauretanien, eine Teekanne aus Marokko, Kaffeetassen aus Nord-Norwegen, und unser Hund „Foxy“ aus Griechenland. Ein ganz besonderes Souvenir haben wir auch noch an Bord… Unser Baby (Made in Greece), das im März zur Welt kommen wird 🙂 Für die nächste Reise müssen wir also auch noch einen Kindersitz im BIG 20 einplanen…