Unser erster Übernachtungsplatz in Finnland, etwa 50 km nördlich von Helsinki. Ein See mitten im Wald, 16 Grad Lufttemperatur. Um 22 Uhr pumpte ein Mann sein SUP Board auf und drehte eine Runde damit. Ein Opa kam mit seinen Enkeln zum Schwimmen und ein anderer Mann machte sich mit einem Metalldetekor auf die Suche nach Münzen. Wir mit dicker Jacke und Haube konnten nur staunen aber nicht schlafen. Schon seit dem Baltikum wurde es nicht mehr richtig dunkel und mit jedem Kilometer den wir weiter in den Norden fuhren kamen wir auch der Mitternachtssonne näher. Unsere Körper reagierten dementsprechend und wir wurden nicht mehr müde, mussten uns zwingen schlafen zu gehen und blieben dementsprechend lang im Bett. In unserer Jugend haben wir noch gerne die Nacht zum Tag gemacht aber hey, wir werden ja nicht jünger 😉 Ein anderes Mal fuhren wir kilometerweit durch den Wald auf der Suche nach einem Schlafplatz und mussten feststellen, dass Finnland zwar nicht dicht besiedelt ist aber trotzdem überall Menschen wohnen. So einsam kann die Gegend gar nicht sein. Dafür gibt es auch wunderbare Schotterstraßen abseits der Hauptverkehrsroute, die diese Häuser miteinander verbinden und wir haben es genossen den zahlreichen Wohnmobilen die inzwischen unterwegs sind ein bisschen auszuweichen. Die Hauptsaison hat begonnen. Die Finnen fahren in den Süden und alle anderen fahren wohl zum Nordkap… Unsere Schlafplätze haben wir deshalb mit Bedacht gewählt und so waren wir eigentlich immer allein. Einmal haben wir einen Picknickplatz an einem kleinen Fluss ausgesucht. Weil dort ein Fliegenfischerverein angesiedelt ist haben wir höflich gefragt ob wir dort stehen bleiben dürfen. Wir wollten auch gerne die Feuerstelle benutzen und grillen. Der Vereinsobmann konnte leider nur finnisch und deshalb hat Raimund ihm mit dem Handy ein Foto von der Feuerstelle unter die Nase gehalten und mit einigen Gesten erklärt was er wollte. Der Finne kramte daraufhin in seiner Hosentasche sagte so etwas wie „§$aa%)äx&%(=/yk?)(=&/%ää&/!„ und hielt Raimund Streichhölzer vor die Nase. Trotz Lagerfeuer und Insektenspray wurden wir aber förmlich aufgefressen von den Moskitos. Den Fischern schienen die Viecher aber nichts auszumachen und wir haben nachgefragt was sie gegen die Mücken machen. Die Antwort: „Ignorieren“ Ja eh… Die spinnen die Finnen!!! Gleich am nächsten Tag haben wir uns ein finnisches Insektenschutzmittel besorgt und das funktioniert besser als „ignorieren.“ Für Aidas Hundenase verwenden wir ein biologisches Mittel und der Rauch eines Lagerfeuers hilft auch einigermaßen. Moskitos lieben angeblich Schweißgeruch und so haben wir uns regelmäßig erfrischende Vollbäder in den herrlichen klaren Seen gegönnt. Im Vorfeld wurde uns manchmal gesagt Finnland sei langweilig aber wir haben uns sofort in dieses Land verliebt! Wälder, Seen, lustige Menschen, Picknickplätze mit Feuerholz, das gefällt uns! Und wenn man schon mal da ist muss man natürlich auch im Santa Claus Village in Rovaniemi vorbei schauen. Der Eintritt in das Dorf kostet nichts, der Rest dafür zwei Lawinen. Es gibt ein Santa Claus Postamt, eine Santa Claus Rentierfarm, Santa Claus Huskys, Santa Claus Motorschlitten und für ca. 35 Euro kann man sich natürlich mit Santa höchstpersönlich auch fotografieren lassen. Wir waren ehrlich gesagt zu geizig für so ein Foto und haben uns zum Spaß ein paar Souvenirläden angeschaut die alle den gleichen Ramsch verkaufen. Eigentlich ist das ganze Weihnachtsdorf eine Touristen-Shoppingmeile. Unser Highlight war dann die Überquerung des imaginären nördlichen Polarkreises. Für 5 Euro könnte man sich auch eine Urkunde besorgen auf der dieser Übertritt amtlich vermerkt ist… Jaja, die Finnen… So weit im Norden waren wir beide noch nie und ab jetzt ging auch tatsächlich die Sonne nicht mehr unter. Unser Weg führte uns entlang des Inarisees mitten durch die Wildnis wo wir immer wieder für Rentiere und auch für einen Steyr 12M18 gebremst haben und wir hätten es sicher noch länger ausgehalten in Finnland wenn nur die Moskitos nicht wären. Und außerdem rückt unser großes Ziel nun immer Näher: Das Nordkap.