Es ist uns nicht leicht gefallen Portugal zu verlassen. Wir haben uns in das Land und seine Gastfreundlichkeit verliebt. Spanien hat es uns dann aber leicht gemacht. Auch hier an der Costa da Morte und an der gesamten Nordküste fühlten wir uns willkommen. Immer wieder wurden wir auf der Autobahn angehupt und freundlich gegrüßt, überall wurden wir auf unseren BIG20 angesprochen und jederzeit konnten wir frei stehen, Müll entsorgen und kostenlos Wasser tanken. Überhaupt hat es uns hier viel besser gefallen als an der Mittelmeerküste wo unzählige Gewächshäuser die Landschaft verschandeln. Hier im Golf von Biskaya wirkt alles noch wilder und ursprünglicher. Grasende Kühe oder Pferde direkt auf Strandparkplätzen sind nicht ungewöhnlich. In der Nähe von Bilbao standen wir direkt an der Steilküste neben einer Pferdefarm. Der Besitzer hatte eine Schimmelstute hier angebunden. Anfangs war sie etwas schüchtern doch mit einem Zuckerwürfel hatte ich mich rasch eingeschleimt und ihr Vertrauen gewonnen. Am Abend kam ein ziemlich heftiger Sturm auf und das Pferd riss sich irgendwie los und rannte panisch über die Straße davon. Wir reagierten sofort! Während Raimund mit lauten Pfiffen den Besitzer aufmerksam machte rannte ich hinter der Stute her und konnte sie tatsächlich einen Kilometer später einfangen und beruhigen. Das Einschleimen hatte sich also ausgezahlt! Der Besitzer kam mit seinem Geländewagen, band das Pferd einfach hinten fest und so trabte es brav hinter dem Auto her zurück nach Hause.

Leider hat das Wetter nicht ganz mitgespielt und deshalb haben wir uns entschieden zügig Richtung Deutschland weiter zu fahren. Das Problem: Zwischen Spanien und Deutschland muss man durch Frankreich. Auf unserer ersten Durchreise waren wir ziemlich enttäuscht. Wegen der vielen Tonnenbeschränkungen mussten wir die kostenpflichtige Autobahn benutzen. Unterwegs haben wir auch nicht unbedingt nur gute Erfahrungen mit Franzosen gemacht… siehe unser Video aus der Westsahara https://www.big20.at/lack-du-kack

Naja, jedenfalls wollten wir trotz aller Vorbehalte dem Land eine zweite Chance geben und waren relativ positiv überrascht. Ok, das Klima wurde deutlich kühler… Kaum über die Grenze hat uns niemand mehr gegrüßt oder zugewunken aber wir sind über den Jakobsweg nach Frankreich eingereist, haben hübsche Plätze zum Übernachten gefunden, und uns über die kostenlose Autobahn gefreut. Einige Gemeinden bieten sogar kostenlose Wohnmobilstellplätze mit Ver- und Entsorgung an. Vielerorts handelt es sich dabei um Automaten wo man ein bis zwei Euro rein schmeißt und dann fließt Trinkwasser für 10 Minuten. Eine für uns absolut sinnbefreite Sache weil wir in 10 Minuten nur wenig Wasser durch unsere Filter bekommen. Sinnvoller wäre hier nach Litern abzurechnen. Davon abgesehen haben wir bisher ausschließlich in der Wüste für Wasser bezahlt und so sehen wir nicht ein warum wir ausgerechnet in Frankreich kostenpflichtiges Trinkwasser tanken sollten. Aber wir haben dann doch eine kostenlose Versorgungsstation gefunden und weil es eben ein paar Minuten dauert die Tanks zu füllen wurden wir schon von anderen Wohnmobilisten ungeduldig belagert. Aus und vorbei mit der portugiesischen Gelassenheit, in Frankreich herrschen andere Sitten und andere Preise. Der Liter Diesel kostet bis zu 1,80 Euro und mancherorts wird man ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Wir wollten unbedingt das weltberühmte Schloss Mont Saint Michelle sehen und wir waren auch dort… für ca. 10 Minuten und ein paar Fotos. Den Rest schauen wir uns im Internet an. Teure Parkplätze, teure Eintrittsgelder. Wir kennen diesen Wahnsinn zwar auch von Österreich aber in Frankreich ist alles noch mal teuerer. Französische Wohnmobilisten wissen aber wie man sparen kann. Sie haben die Gewohnheit sich überall auszubreiten und hübsche Plätze zu inoffiziellen Campingplätzen umzufunktionieren was uns diesmal zu Gute kam. So stellten auch wir uns ganz ungeniert direkt an die Seine. Das Sprachtraining in Marokko und Mauretanien hat sich ausgezahlt, immerhin haben wir doch ein sehr freundliches und interessiertes Paar getroffen und mittlerweile kann ich quasi fließend in französisch über Dieselpumpen, Spritverbrauch, Geländegängigkeit unseres Fahrzeugs und Offroad-Strecken in der Sahara referieren 😉 Für andere Themen haben wir dann ja noch Hände und Füße.

9 Monate sind wir nun ausschließlich in nicht-deutschsprachigen Ländern gereist und so haben wir dann in Belgien nicht schlecht gestaunt als sich plötzlich alle holländisch unterhalten haben und wir wieder ein paar Brocken verstanden haben. Ursprünglich wollten wir uns auch die Küste der Niederlande etwas genauer anschauen, allerdings ist in den Niederlanden das Campen und Übernachten außerhalb von Campingplätzen verboten. Nicht mal auf Privatgrundstücken darf campiert werden. Wir wissen zwar von anderen Reisenden, dass es durchaus Orte am Damm gibt wo keiner hinschaut aber irgendwie hatten wir keine Lust und sind direkt nach Deutschland in die wohl hässlichste Ecke des Landes weitergefahren. Mitten im Ruhrgebiet im Landschaftspark Duisburg haben wir unser Lager aufgeschlagen. Hässlich und faszinierend zu gleich wurde hier aus einer alten Eisenhütte bzw. aus dem Fabriksgelände ein frei zugänglicher Park geschaffen. Der Kontrast aus verrostendem Stahl und blühenden Blumen und die Tatsache, dass auf diesem Gelände Spielplätze, Kletterparks und Tauchbecken geschaffen wurden hat uns irgendwie gefesselt. Schöner war es dann aber doch in Oldenburg wo wir einen hübschen See zum Übernachten gefunden haben und ein bisschen was über die wortkargen Ostfriesen gelernt haben. „Moin“ ist die offizielle Begrüßung „Moin Moin“ ist schon „gesabbel“ wurde uns erklärt. Naja, immerhin werden wird hier gegrüßt… ist ja auch nicht mehr selbstverständlich. Auch wenn es so klingt – Raimund hat bei jeder Begrüßung lachen müssen – „Moin“ hat nichts mit „Guten Morgen“ zu tun, kann also durchaus zu jeder Uhrzeit verwendet werden. Na dann 😉 Die norddeutsche Mentalität hat uns jedenfalls positiv überrascht. Wir haben viele Tipps bekommen und der Tweelbäker See in dem Baden und jeglicher Wassersport eigentlich verboten ist wurde uns wärmstens zum Schwimmen und Stand-Up Paddeln empfohlen. Gut gelaunt ging es schließlich weiter in die Hansestadt Lübeck wo wir bei der Mama eines Freundes ein paar Bestellungen abholen wollten. Wie das manchmal so ist mussten wir auf ein paar Päckchen etwas länger warten aber bei einem luxuriösen Frühstück bei Kerstin, einer privaten Stadtführung inklusive Lübecker Marzipantorte und einem leistbaren Parkplatz direkt am Stadtgraben haben wir es gut ausgehalten in dieser hübschen Stadt. Wir haben Lübeck zur „Stadt der Frisöre“ erklärt. An jeder Straßenecke gibt es mindestens 2 Frisörläden… und wir hatten immer geglaubt das wäre eine Marzipanstadt. Von wegen „die Stadt der 7 Türme“, eher „die Stadt der 700 Frisöre“ 😉

Unser Ziel ist nach wie vor das Nordkap und wir haben nun entschieden über Polen und das Baltikum nach Finnland zu fahren. Die Ankunft in Polen war schon ein Highlight und wir sind überzeugt, es werden noch einige tolle Abenteuer in diesem und in den nächsten Ländern auf uns warten.