Nachdem Andrea beim Speerfischen Blut geleckt hat, haben wir beschlossen ihr eine Harpune zu besorgen. Andrea kann unsere Harpune nicht selber laden, da der Gummizug einfach zu schwer für sie ist. Wir haben ein wenig im Internet gestöbert und auch schnell einen passenden Laden gefunden. Ein gut sortierter Laden, der einfach alles hat. Perfekt… Ein kleines Dorf und das Geschäft ist an der Hauptstraße in dem Fischerdorf. Eine halbe Stunde mit unserem BIG 20 und schon sind wir bei der Einfahrt zu unserem Dörfchen. Als wir von der Bundesstraße zu unserem Shop fahren wollen wird die Straße immer enger und es wird verdammt eng in den Gässchen. 3 Meter breite Straße und vor uns parkende Fahrzeuge. Hinter uns zwei weitere Autos. Kein Vor und kein Zurück war mehr möglich. Mit griechischer Gelassenheit haben die parkenden Autobesitzer die Straße frei gemacht und wir konnten im Schritttempo die Engstelle passieren. Der Shop wurde schnell lokalisiert und nach zweimaligem Rangieren um eine Kurve sind wir dann auch vor dem Laden gestanden. Von aussen sieht er eher wie ein Touristen-Souvenir-Ramschladen aus. Als wir aber hinein schlenderten, öffnete sich uns eine Welt von Allem. Fischer-Zuberhör, Harpunen, Sägen, Ketten, Seile, Taschenlampen und Klopapier, einfach ALLES. Wir waren am Staunen und gleich am Schmökern. So viele Sachen und eigentlich mehr als wir uns erhofft hatten. Der kleine Verkäufer war gerade in einem Gespräch verwickelt und wir konnten uns in Ruhe umsehen. Wir waren am Überlegen, was wir eigentlich noch so alles brauchen können, da schwirrte uns der kleine Verkäufer mit seinem gelben Kapperl und gelben Polo entgegen. Sofort hat er in englisch mit uns zu plaudern angefangen. Wir waren ja wegen einer Harpune für Andrea da und er hat uns gleich zu den Harpunen begleitet. Mit dem Satz „Hier sind die Harpunen und das sind die Besten“ hat er uns erst mal doof stehen lassen. Wir beide haben nicht viel Ahnung von den Harpunen und haben erst mal zwei in die Hand genommen und uns die Preise angesehen. Wir sind etwas hilflos herum gestanden, haben dann einen Kleber für unsere Neoprenanzüge gefunden und beschlossen, wir kaufen erst mal keine Speargun. An der Kassa hat sich der Verkäufer dann doch für uns interessiert und uns gefragt wo wir herkommen, was wir hier machen und auf einmal waren wir mitten im Gespräch. Prompt hat er uns Hocker hin gestellt und uns Frappé serviert. Der kleine gschaftige Kerl heißt also Jonny und er könne uns einfach alles besorgen. Egal ob Leihwagen, Boot oder ein Haus mit Grundstück. Er kenne alle im Ort und jeder kenne ihn. Bis nach Athen wo sein dicker Kumpel der Polizeichef sei. Seine Exfreundin ist eine bekannte Schönheit in Griechenland und wenn wir irgendwelche Probleme hätten, egal wo in Griechenland, dann würde er uns helfen. Wir waren auch sehr amüsiert, vor jedem zweiten Satz kam die Floskel, mit griechischem Akzent „Ei dell ju mai fränd“ Schnell wurden die Telefonnummern und Daten ausgetauscht und wir waren schwer beeindruckt. So ein pfiffiges Kerlchen, da haben wir ja wieder einmal Glück gehabt. Wir wollten den Kramerladen gerade wieder verlassen, da wollte er wissen wo wir denn übernachten wollten. Wie an jedem Fahrtag, suchen wir uns immer ein Platzerl ausserhalb von Ortschaften und vorzüglich am Meer, haben wir Jonny erklärt. Da kam schon wieder unser running gag…. „ei dell ju mai fränd“ ihr könnt doch hier in der Stadt bleiben, unten am Hafen, da ist genug Platz für euer Fahrzeug. Er kenne auch die Hafenmeisterin und wenn es Probleme gäbe sollten wir einfach sagen: „Jonny hat euch das erlaubt“. Na da haben wir wieder Augen gemacht. Auf unserer Reise sind wir schon öfter mal Hinweisen oder Angeboten nachgegangen, es hat sich immer als sehr speziell und besonders herausgestellt. Jonny hat uns dann noch eingeladen, am Abend mit ihm auf einen Kaffee zu gehen und er wollte uns seine Heimatstadt zeigen. Um 20 Uhr schließt er seine Bude und dann ziehen wir zusammen los. Klasse, wir bleiben und rangieren uns zum Hafen durch. Dort haben wir wirklich viel Platz und wir finden auch einen passenden Platz, sogar mit eigener Terrasse. Es ist noch so viel Zeit bis 20 Uhr und wir gehen in eine Taverne, die uns Jonny empfohlen hat. Einfach rein gehen, sagen dass uns Jonny geschickt hat und mal so richtig was Besonderes sein. Andrea hat dem Kellner gleich mal beim Eingang erklärt, dass Jonny „our friend“ uns hier her geschickt hat und wir essen wollten. „Jonny?“ Fragte der Kellner…. „Ja Jonny vom Laden da oben“ grinsten wir voller Stolz. Mit erhobenen Finger kam ein „Ah!“ aus dem Kellner und es wurde uns sofort ein Tisch angeboten. Wir haben eine neue Tischdecke bekommen und uns so richtig umsorgt gefühlt. Da sitzen wir nun, kennen den Macker von der Stadt und werden hofiert. Wir genießen den Nachmittag und staunen immer wieder, was wir doch für ein Glück haben. Man lernt immer wieder so tolle Menschen kennen. Wir bestätigen uns immer wieder, dass man auf die Menschen eingehen soll und dann ergeben sich oft so tolle Erlebnisse, wie eben auch in Bulgarien, wo wir dank Aleksandar ein super Offroad-Erlebnis hatten. Nach dem Essen sind wir auch noch auf einen Tsipouro eingeladen worden und wir haben uns so richtig wohl gefühlt. Bis zum Abend haben wir uns die Zeit mit Spazieren gehen vertrieben und schon gerätselt was uns „mei fränd“ alles zeigen und erzählen würde. Kurz vor 20 Uhr schlenderten wir gemeinsam mit Aida zu Jonny´s Laden. Seine Schwester war gerade beim Aufräumen und wir fragten nach Jonny, der uns ja eingeladen hatte. Sie erklärte uns, dass Jonny nicht da wäre und wir morgen wieder kommen sollten. Sichtlich genervt hat sie uns dann hinaus komplementiert, weil sie schließen wollte und Jonny nicht da war. Wir waren etwas verwirrt und erklärte ihr, dass wir hier übernachten und morgen abreisen würden. Jonny hat uns eingeladen und um 20 Uhr sollten wir hier sein. Hartnäckig erklärte sie uns, morgen wieder zu kommen und wir sollen jetzt gehen weil sie gerade beim Schließen war. Ok, haben wir uns gedacht, Jonny ist sich umziehen gegangen oder es ist was dazwischen gekommen. Er hat ja unsere Nummern und weiß wo wir übernachten. So schlenderten wir wieder zum Hafen und machten es uns auf unserer „Terrasse“ gemütlich. Am Hafen herrschte ein reges Treiben der Fischer und Angler und die Zeit verging wie im Flug. Jedes mal wenn ein Auto bei unserem BIG 20 hielt dachten wir, dass „Jonny, my friend“ nun da sei. Fehlanzeige, unser „friend“ ist nicht mehr gekommen. Stattdessen kam die Hafenmeisterin vorbei und erklärte uns höflich aber bestimmt, dass Campen hier verboten sei und, dass sie das nicht wollen, da könnte ja jeder kommen und heute ist es ein Camper und morgen ist der Hafen voll. Das geht nicht!!! Mit einem freundlichen Lächeln haben wir der Frau erklärt, dass Jonny unser Freund ist und er uns den Platz empfohlen hat. Wir reisen morgen eh ab und Jonny wird wohl bald da sein. „Jonny?“ Sie schaute uns wie ein Autobus an… „Ja Jonny, von dem Laden da oben“ Mit der Trumpfkarte „Jonny“ sollte sich das Problem sofort lösen, dachten wir… „Ihr könnt heute Nacht noch hier bleiben, aber in der Früh müsst ihr dann weg sein, Jonny hat hier am Hafen nichts zu sagen“ kam dann als Antwort. Nebeneinander sitzend, haben wir uns angesehen und laut angefangen zu lachen.  Da glaubt wohl einer besonders wichtig zu sein 😉 Ihn anzurufen haben wir erst gar nicht versucht, wer weiß wo wir da gelandet wären… vielleicht bei seinem Buddy, dem Polizeichef von Athen !? Wir waren uns einig, das ist eine lustige Geschichte die auch was Gutes hat: Am Hafen wurde mir direkt an einem Boot Fisch angeboten und ich habe ca. 3 Kilo köstlichen Blaufisch für 10 Euro erstanden. Bis heute haben wir nichts mehr von Jonny gehört oder gesehen, aber sein Lieblingssatz ist unser running gag geblieben. „Ei dell ju mai fränd“!