Da waren wir also mit einem Getriebeschaden in Lebesby gestrandet. Ein neues Getriebe war schon organisiert. Unser Freund Stefan von der Firma Optimobil GmbH in Grödig hatte uns gleich zwei gebrauchte ZF Getriebe zur Auswahl gegeben und wir haben uns zähneknirschend für die teurere Variante mit weniger Kilometern entschieden. Auch um den Versand würde sich Optimobil kümmern. Wir bräuchten uns also nur zurücklehnen und die „Sommertage“ in Nord-Norwegen genießen. Wenige Tage nachdem wir in Lebesby John Olsen alias „John Snow“ kennen gelernt hatten war unser Ersatzgetriebe versandbereit und verpackt. Aber wir hatten die Rechnung ohne die österreichischen Transportunternehmen gemacht. Eine Firma hatte ein Angebot gemacht und wir haben sofort zugesagt. Kurze Zeit später wurde das Angebot aber wieder zurückgezogen. Ramona von Optimobil fragte etliche Transportunternehmen an und bekam auch Angebote… für den Transport bis Helsinki. Nun ja, das war nicht grad ums Eck! 1.500 km sind dann doch ein bisschen zu weit um ein Ersatzteil abzuholen. Also fingen wir selbst zu recherchieren an und schickten Ramona diverse Links von deutschen Unternehmen die Transporte nach Norwegen durchführen bzw. mit Speditionen in Norwegen zusammenarbeiten. Vielleicht wären die Deutschen ja mehr daran interessiert ein bisschen Geld zu verdienen als die Österreicher… Und ja, die deutschen Firmen wollten tatsächlich Geld verdienen, sehr viel Geld, zu viel Geld!!! Ein Transport bis zur Finnisch-Norwegischen Grenze um über 3.200 Euro, durchgeführt von einem Unternehmen das sowieso regelmäßig in diese Richtung fährt und ausnahmsweise mal ein einzelnes Stückgut mitnehmen soll… Ähhh, ganz ehrlich, für so viel Geld könnten wir uns einen Getriebespezialisten einfliegen lassen und das Teil vor Ort reparieren lassen! Alle weiteren Angebote beliefen sich auf ca. 2.000 Euro – ebenfalls nur bis zur Grenze. Eine andere Lösung musste her! Also starteten wir kurzerhand einen Aufruf über Facebook mit den Worten: „Liebe Leute, kennt jemand von euch jemanden der wen kennt, dessen Bruder einen Freund hat der in der nächsten Zeit nach Nord-Norwegen oder zumindest an die norwegische Grenze fährt und ein 200kg Paket aus Salzburg mitnehmen könnte?“ Tja, was sollen wir sagen? Es hat funktioniert!!! Unser Beitrag wurde viele Male geteilt und schon nach einer Stunde hatten wir erste Angebote von LKW Fahrern und Privatreisenden die unser Paket zumindest ab Norddeutschland mitnehmen könnten. Auch Alex, eine Freundin von Raimund hat unseren Facebook Beitrag gesehen und gleich einen Freund kontaktiert der wiederum für ein Transportunternehmen in Österreich arbeitet das zufällig diesen Sommer ein paar Fahrten nach Norwegen durchführt. Und dieser Freund Gerald wiederum hat seinen Chef angerufen und das Rad zum Laufen gebracht. Das wirklich Lustige an der Geschichte: Das Transportunternehmen E. Lonski GesmbH befindet sich in dem Ort wo Raimund aufgewachsen ist, in Pfarrwerfen. Man kennt sich also quasi oder zumindest spricht man den selben Dialekt 😉 Und Eduard Lonski hat auch gar nicht lange überlegt sondern sich gleich bereit erklärt unser Getriebe mit zu nehmen. Und es kommt noch besser: Die Fahrt nach Tromsø wurde vom Subunternehmer ESKA Transport- und Handelsgesellschaft durchgeführt und der Fahrer Helmut Esser wollte auf seiner Fahrt noch privat bis ans Nordkap fahren… Alles klar, das Nordkap!!!!!! Nicht weit von uns!!!!!! Als wir diese Neuigkeiten erhielten sahen wir uns selbst schon quasi am Nordkap – mit neuem Getriebe natürlich 😉 Aber ganz so einfach ist das dann doch alles nicht. Wir waren schließlich in NORWEGEN und das ist nicht bei der EU und hat somit einen ähnlichen Status wie der Mars. Man hat schon Bilder davon gesehen, es gab auch schon Expedition dort hin aber irgendwie ist es halt doch ein ganz exotisches Gebiet. Und so war es auch gar nicht so einfach eine vernünftige Auskunft zu erhalten wie das mit der Zollabwicklung von statten gehen soll. Nach mehreren Telefonaten und nicht zuletzt durch die Hilfe von John haben wir also Stück für Stück die notwendigen Informationen zusammen geklaubt. An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an Mag. Thomas Albrecht von der Wirtschaftskammer Salzburg für die freundliche telefonische Beratung! Über den norwegischen Spediteur Skibotn Spedisjon AS haben wir schließlich die erfreuliche Information bekommen, dass ein Ersatzteil problemlos importiert werden kann wenn dies in ein nicht-norwegisches Fahrzeug eingebaut wird. Pannenhilfe quasi, genau unser Thema also. Nun hatten wir also alles was wir brauchten und gaben Ramona von Optimobil alle nötigen Daten um schließlich das Transportunternehmen und die Speditionen untereinander zu koordinieren. Nun mussten wir noch jemanden finden der mit unserem neuen Getriebe zum österreichischen Spediteur fahren würde um die Exportdokumente zu machen. Zum Glück gibt`s Papa 😉 Raimund`s Vater Achaz hat sich extra einen Anhänger ausgeliehen, das Getriebe abgeholt und hat gemeinsam mit unserem Freund „Bumsti“ diese bedeutende Aufgabe erledigt. Vielen Dank euch Beiden!!! Etwa drei Wochen nach unserer Ankunft in der „Metropole“ Lebesby kam dann endlich Bewegung in die Geschichte. Ramona hatte unser Ersatzgetriebe in Pfarrwerfen abgeliefert, es wurde verladen und machte sich auf die Reise in das ferne exotische Land Norwegen. Weder der Fahrer noch sonst jemand rief uns an und wir werteten das als gutes Zeichen. Wenn`s ruhig ist dann läuft alles, sagten wir uns. Doch dann kam der Anruf. .. Ramona kontaktierte uns. Wir sollten eine Zollnummer besorgen. Wiedermal waren wir komplett verwirrt, was denn jetzt noch? Einige Telefonate mit Pfarrwerfen und den Spediteuren in Salzburg und Norwegen später war klar: wir müssten noch einen Spediteur in Norwegen beauftragen um Importpapiere zu bekommen. Nun ja, wir hatten gedacht das wäre alles schon längst geschehen… Also musste John wieder ran. In höflichstem norwegisch machte er den netten Herren bei Skibotn Spedisjon klar, dass wir die Papiere eigentlich vorgestern schon gebraucht hätten, oder überhaupt schon vor einer Woche und, dass unser Getriebe in wenigen Stunden an der Grenze sein würde. „Einmal mit Profis arbeiten…“ pflegt Raimund gelegentlich zu sagen und diesmal haben wir mit Profis gearbeitet bzw. sie für uns. Obwohl eigentlich schon alles zu spät war hat Hans Arne, unser persönlicher Held von der Firma Skibotn es geschafft die Papiere rechtzeitig fertig zu machen. Sollten wir jemals wieder etwas nach Norwegen importieren dann nur mit Hans Arne 😉 Ab jetzt vergingen die Stunden nur noch ganz langsam. Würde an der Grenze alles hin hauen oder was könnte jetzt noch verhindern, dass unser Ersatzteil endlich nach Norwegen käme? Am Abend riefen wir dann den Fahrer an und er hatte tolle Nachrichten für uns: „Ich bin in Norwegen, ich habe euer Getriebe mit und morgen Nachmittag bin ich am Weg zum Nordkap“ Juhu! Somit war klar was John und Raimund am nächsten Tag unternehmen würden. Mit John`s Pick-Up machten sie sich auf den Weg nach Olderfjord, einem Ort südlich vom Nordkap. Dort fand die Übergabe statt und wurde mit einem köstlichen Rentiersteak gefeiert. Heli du bist unser Held! Vielen Dank für deine Unterstützung!!!

Nach all dieser Aufregung konnten wir uns also ganz in Ruhe an den Umbau machen. Und auch hier bekamen wir ganz tolle Unterstützung. Carola und Stefano von https://heimathafen.one/de hatten uns schon vor Wochen ihre Hilfe beim Umbau angeboten und sie waren pünktlich wieder zurück in Lebesby. Gemeinsam bezogen wir Quartier an der Work Station von John und seinem Vater Jarle. Raimund hatte schon im Vorfeld jeden Handgriff überlegt und so waren Auspuff, Kardanwelle und diverses Zeug schnell abgeschraubt. Ganz in Ruhe wurde überlegt und probiert wie man das Getriebe am besten raus und runter kriegen könnte und es klappte auf Anhieb. Genauso der Einbau des neuen Getriebes. Binnen 7 Stunden war alles vorbei – ohne Stress und mit Kaffeepause, Profis am Werk eben.

Hier der Beweis: https://www.youtube.com/watch?v=X73N0sm1Hz8&t=2s&frags=pl%2Cwn 

Vielen Dank für deine Muskelkraft Stefano und danke Carola, dass du für das leibliche Wohl der hart arbeitenden Männer gesorgt hast, es war eine tolle Zeit mit euch und wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Die Probefahrt war zwar dann aufregend, verlief aber unspektakulär. Es läuft wie ein Glöckerl und obwohl wir froh sind wieder mobil zu sein ist es auch sehr sehr traurig Abschied zu nehmen. Wir haben in Lebesby tolle Menschen kennen gelernt und in John einen wahren Freund gefunden. „HAPPY END!“ hat sein Vater zu uns gesagt. Das alte Getriebe soll in Salzburg repariert werden also haben wir es in unseren Kofferraum gepackt und nun müssen wir nur noch den Export – Import Kram in die andere Richtung organisieren und zusehen wie wir das Teil möglichst kostengünstig und nervenschonend zurück nach Salzburg zu „Optimobil“ bekommen.

Ein herzlicher Dank an alle die uns unterstützt haben. Viele kleine Helferlein haben das Unmögliche möglich gemacht – ein ZF Getriebe zum Mars… ähm… nach Norwegen zu schicken und dort in unseren BIG20 einzubauen! Gute Taten werden belohnt, davon sind wir überzeugt und das haben wir schon oft erfahren. Wer hilft oder etwas gibt der bekommt es irgendwann unverhofft zurück. In diesem Sinne: DANKE!!!