Seit wir die Grenze nach Polen passiert haben ist das Reisen wieder ganz nach unserem Geschmack! Viel Natur, unkomplizierte Leute und die Freiheit auch mal abseits der Straßen zu fahren. Das gefällt uns! Bei Stettin haben wir in einer ehemaligen Schottergrube ein kleines Offroad-Paradies und gleichzeitig einen tollen Schlafplatz mit Aussicht gefunden und kaum hatten wir unsere Campingsessel rausgestellt bekamen wir auch schon Besuch. Sylwia und Mattheus gehen jeden Tag in dieser Schottergrube mit ihrem Hund spazieren und sie begeisterten sich für unseren BIG 20. Wir waren also kaum eine Stunde in Polen da hatten wir auch schon eine Einladung zum Frühstück für den nächsten Tag. Weil die Beiden aber um halb 9 in die Arbeit mussten und wir die Einladung unmöglich ablehnen konnten blieb uns dann nichts anderes übrig als uns tatsächlich einen Wecker zu stellen… So eine Reise ist eben kein Urlaub 😉 Der frühe Vogel fängt den Wurm und wir „Frühaufsteher“ haben ein fantastisches Frühstück bekommen. Wir wissen nicht wann ihr Wecker geklingelt hat aber während Mattheus uns zu Fuß in der Schottergrube abholte hat Sylwia den Tisch gedeckt. Mit knackigen Salaten, Zuchini-Speck Röllchen aus dem Rohr, frischen Brötchen, Kaffee und Saft. Vor der Arbeit wohlgemerkt! Vielen Dank für die Einladung, wir sind immer noch begeistert und freuen uns auf ein Wiedersehen! 

Auf unserer Weiterreise fanden wir einen hübschen Badesee, nahmen einen Feldweg und parkten direkt am Seeufer auf der gemähten Wiese. Weil uns auch nach zwei Stunden noch kein Bauer mit der Mistgabel hinterher rannte trauten wir uns den Grillen anzuheizen und auf der Wiese zu übernachten. Der Bauer kam dann am nächsten Tag vorbei. Mit seiner KTM vollgas mitten übers Feld aber ohne Mistgabel. Mit einem Grinsen im Gesicht und einem Daumen hoch hieß er uns auf seinem Grundstück willkommen. So viel Gastfreundschaft innerhalb von zwei Tagen, wir waren begeistert von Polen und es sollte so weiter gehen. Abseits der Hauptverkehrsrouten gibt es wunderschöne Alleen, kleine Straßen durch den Wald und wenn man will kann man jederzeit ein bisschen abbiegen auf Feldwege oder kleine Waldwege und zwar völlig legal solange kein Verbotsschild oder keine Schranke es verbietet. Wenn man so quer durch Polen fährt holt einen auch immer wieder die Geschichte ein. Hier ein Bunker, dort ein Gefechtsstand, immer wieder deutsche Soldatenfriedhöfe und natürlich das Führerhauptquartier „Wolfsschanze“. Was uns dort besonders fasziniert hat ist einerseits die Natur die sich dieses Gelände wieder zurück holt und andererseits die unglaubliche Stabilität mit der hier gebaut wurde. Der Stahlbeton scheint unverwüstlich.

Um von Polen nach Litauen zu kommen mussten wir die russische Exklave, das Kaliningrader Gebiet umfahren weil wir zur Zeit noch kein Visum für Russland haben. Direkt an der Grenze im 3-Länder-Eck fanden wir dann aber unseren perfekten Schlaf- und Badeplatz und konnten endlich hochsommerliche Temperaturen genießen. Nur zu weit rausschwimmen haben wir uns nicht getraut. Keine 50 Meter und man wäre in Russland. Über die Baltischen Länder wussten wir bisher nicht sehr viel und tatsächlich hält sich auch der Tourismus in diesen Ländern in Grenzen. Nur wenige Wohnmobile sind uns begegnet und die meisten Schlafplätze hatten wir für uns alleine. Und schöne Plätze gibt es wirklich viele. Oft findet man Picknickplätze mit Bänken, Tischen, Feuerholz und Grillstellen direkt an Seen oder Flüssen oder mitten im Wald. Und weil man auch im Baltikum auf Waldwegen herumfahren darf ist es manchmal gar nicht so einfach den richtigen Waldweg zu finden. Auf der Suche nach einem Picknickplatz hat Raimund uns beispielsweise über einen immer schmaler werdenden Pfad durch ein Bachbett mitten ins Dickicht navigiert. Schließlich musste er auch noch einen Baum wegräumen damit wir weiterfahren konnten. Unzählige Kratzer später erreichten wir unseren Platz und stellten fest, dass auch eine breite Schotterstraße hingeführt hätte. Wir haben wohl den Radweg erwischt 😉 Und weil das so viel Spaß macht waren wir ab sofort immer wieder gezielt auf der Suche nach „Radwegen“ im Wald und das ein oder andere Mal mussten wir uns den Weg dann eben frei sägen. Und auch in den baltischen Ländern ist uns nie jemand mit einer Mistgabel hinterher gerannt. Überall wurden wir freundlich begrüßt, bekamen wir Daumen hoch und breite Grinser zu sehen. 

Nur die Küste hat uns nicht so begeistert. Zwar gibt es auch hier tolle Plätze und schöne Strände aber das Wasser der Ostsee ist nicht so schön und verfaulende Algen am Strand haben uns die Lust am Baden verdorben. Wir sind dann doch lieber wieder zu einem schönen See im Wald gefahren.

Uns ruft immer noch das Nordkap und deshalb haben wir von unterwegs schon unsere Fähre von Tallinn nach Helsinki gebucht und uns „die Perle der Ostsee“ noch angeschaut. Eine hübsche Stadt in der wir uns wohl gefühlt haben. Die Bierpreise in dieser Stadt haben uns dann auch dran erinnert was bald in Skandinavien auf uns zukommen wird. Unsere Fähre hatten wir für 10.30 Uhr gebucht und als wir um 9 Uhr in den Hafen einbogen wurde ich doch glatt von der Polizei zum Alkotest gebeten. Die glauben doch nicht wirklich, dass man bei 6 Euro für einen halben Liter Bier schon in der Früh zu trinken beginnt… Schließlich wurde unser BIG 20 noch für einen LKW gehalten und man wollte uns ein doppelt so teueres Cargo Ticket verkaufen. Wir haben protestiert und Raimund hat die junge Dame am Check-In Schalter ein bisschen bezirzt und so haben wir es nun doch mit unserem Wohnmobil-Ticket auf die Fähre geschafft. Die Segel sind gesetzt, auf nach Skandinavien!