Grenzübergänge waren zuletzt teilweise recht spannend gewesen und auch die Passage von Albanien nach Griechenland war ziemlich interessant. Wir standen ewig in der Schlange während fliegende Händler versuchten uns ihre Ware an zu drehen oder Geld zu wechseln. Überall liefen Menschen mit Koffern herum und irgendwie fühlten wir uns wieder zurückversetzt an die Grenze in Mauretanien. Schließlich deuteten uns mehrere Leute wir sollten uns auf die leere LKW Spur stellen und das taten wir auch, allerdings war das Häuschen dort nicht besetzt. Der Grenzbeamte stand etwas abseits und mampfte genüsslich sein Wurstbrot während wir warteten und warteten und warteten. Schließlich bequemte sich doch jemand zu uns und schickte uns ein paar Meter weiter auf eine Sperrfläche und da hätte ich doch fast die am Boden montierte Überwachungskamera niedergemäht. Glatt übersehen und mit dem Heck unseres BIG 20 gestreift… Hat ganz schön gewackelt das Ding und sofort wurde hinter uns hektisch gepfiffen und gestikuliert. Mist!!! Da standen wir nun auf der Sperrfläche und warteten auf weitere Anweisungen. Irgendwann wurde ich dann aufgefordert auszusteigen und mit den Reisepässen und Fahrzeugpapieren zum Zollhäuschen zu gehen (dort wo wir uns zuvor angestellt hatten). Ein äußerst wichtig tuender Grenzbeamter scheuchte mich durch die Gegend und erklärte mir, dass ich die Überwachungskamera bezahlen müsse… Ja klar!!! Schließlich hatte ich die Stempel in den Reisepässen ohne, dass jemand von meinem Beifahrer Raimund überhaupt Notiz genommen hätte. Ich nickte dem wichtigen Grenzbeamten nochmal höflich zu und wollte gerade einsteigen als er es sich anders überlegte und mit seinem „Verhör“ begann. „Hast du Freunde in Albanien? Schmuggelst du Drogen oder Waffen? Bist du aus Österreich? Wie oft warst du schon in Albanien?“ Usw. Gleichzeitig fing ein zweiter Beamter an ums Fahrzeug zu schleichen und diverse Gegenstände abzuklopfen. Die Reservegasflasche die man für eine Bombe halten könnte war rasch erklärt aber das Surfbrett das wir auf unseren Reservetank geschnallt haben war dann doch sehr suspekt. Mehrmals erklärte ich, dass das ein Surfbrett sei und öffnete auch die Hülle. Trotzdem wurde darauf herum geklopft und erst nach einer gefühlten Ewigkeit drehte sich Herr Wichtig zu mir und sagte: „Ahaaaa, Surfboard!“ Ja, genau!!! Ein SURFBOARD, keine Bombe, keine Drogen, kein Waffenversteck! Die angeblich kaputte Überwachungskamera hatte er zum Glück schon wieder vergessen und wir durften schließlich weiterfahren ohne, dass jemand IN das Fahrzeug geschaut hätte. Nach dieser eher unangenehmen Erfahrung schlängelten wir uns kreuz und quer durch wartende LKWs bis zu den Griechen durch. Dort waren die Pässe schnell kontrolliert. Der Zoll allerdings räumte jedes einzelne Fahrzeug vor uns aus und öffnete jeden einzelnen Koffer. Auch wir wurden gefragt ob wir etwas zu verzollen hätten. Ich verneinte woraufhin der griechische Zöllner lachte. „Komm schon, du bist aus Österreich, natürlich hast du Alkohol mit dabei!“ Sagte er. Tja, damit lag er natürlich richtig aber wir hätten selbst nicht sagen können wieviele Flaschen in den unendlichen Weiten unseres Kofferraums verborgen lagen. „Keine Zigaretten!“ Sagte ich ihm und schließlich ließ er uns ohne weitere Kontrolle passieren aber nicht ohne Raimund vorher einen vielsagenden Blick zu schenken und ihm kokett zu zu winken. Ich bin ziemlich sicher, dass der Beamte Raimund sogar noch einen Luftkuss hinterhergeschickt hat…

Und da sind wir nun, in dem Land wo unsere Reise vor über einem Jahr erst so richtig begonnen hat und die Zeit plötzlich nicht mehr wichtig war… Griechenland 🙂

Unser erstes Ziel war klar: Wir wollten nach Chalkidiki, besser gesagt nach Develiki zu unserer Lieblingstaverne um eine kleine Mission zu erfüllen. Zakis, der Besitzer der Taverne sammelt Fußballshirts von Nationalmannschaften der ganzen Welt. Wir haben ihm vor ein paar Monaten das Nationaldress von Mauretanien besorgt und wollten es nun persönlich abgeben. Auf dem Weg dahin übernachteten wir an einem riesigen Stausee und fuhren schließlich über kurvige Straßen mitten durchs Gebirge nach Thessaloniki wo wir gleich eine weitere Mission zu erfüllen hatten. Melomakarona, das ist eine Süßigkeit die in Griechenland in der Weihnachtszeit gegessen wird. Zufällig haben wir das kalorienreiche Gebäck letztes Jahr bei einem Diskonter entdeckt aber später nirgendwo auf der Welt mehr gefunden. Mit zwei Schachteln Melomakarona im Gepäck (was würde wohl der Zollbeamte dazu sagen…) düsten wir auf direktem Weg nach Develiki zum Dionysos Restaurant wo uns Mama Lola, Panajotis und Zakis herzlich willkommen hießen. Wir haben letztes Jahr durch eine Verkettung verschiedener Zufälle diesen Ort entdeckt und lieb gewonnen. (Siehe auch unseren Bericht https://www.big20.at/last-paradise/) Eine Geschichte über Zakis, die Fußallshirts und seine Taverne findet sich in dem Reisemagazin in dem auch uns ein paar Seiten gewidmet wurden www.freizeitleben.at  

Die Familie war gerade bei der Olivenernte. Knapp 3 Wochen brauchen sie um alle 500 Olivenbäume abzuernten und so kamen wir gerade rechtzeitig um mit an zu packen. Die Olivenernte ist kein Zuckerschlecken. Die Netzte müssen unter den Bäumen platziert werden, dann werden mit langen Stangen an denen sich kleine Propeller befinden sämtliche Äste durchgezwirbelt. Die Oliven fallen auf den Boden, werden dann grob von Laub und Ästen befreit und in Säcke abgefüllt. Gleichzeitig müssen die Netze schon unter den nächsten Baum gebracht werden. Das alles dirigiert die Chefin Mama Lola. „Bring den Eimer, zieh das Netz, komm hier her…!“ So lauten ihre munteren Befehle und wenn alles ordentlich läuft dann hat sie auch mal Zeit ihren Facebook Status zu aktualisieren und den Erntehelfern eine Kaffeejause zu kredenzen 😉  Wir haben mehrere Tage hart geschuftet und sind reichlich dafür belohnt worden mit köstlichem Essen, Getränken, frischen Eiern und mehreren Litern des ganz frischen Olivenöls! Jede Nacht fährt Zakis, mit den Oliven in den nächsten Ort zur Ölpresse bevor am nächsten Morgen die Schinderei wieder von vorne beginnt. Es werden aber nicht alle Oliven zu Öl verarbeitet. Mama Lola hat uns gezeigt wie man Oliven einlegt. Dafür müssen die Früchte erst sortiert werden. Jede einzelne Olive wird in die Hand genommen und kontrolliert. Die mit Wurmlöchern oder sonstigen Schäden werden aussortiert. Dann kommen die guten Oliven in große Fässer wo sie in Frischwasser auf die weitere Verarbeitung warten. Im nächsten Arbeitsschritt wird wieder jede einzelne Olive in die Hand genommen und kreuzweise eingeschnitten. Dabei wird nochmal alles aussortiert was ein kleines Loch hat. Die übrigen kommen dann für drei Tage in eine Salzlauge, dann wird alle 2 Tage das Wasser gewechselt und erst danach können die Oliven mit Salz und Essig eingelegt werden. Inzwischen haben wir schwarze Ränder unter den Fingernägeln aber der Duft der frischen Oliven begleitet uns dafür bis in den Schlaf.

Wir haben aber nicht nur geschuftet im „Last Paradise“ wie die Einheimischen diesen Ort nennen. Wir hatten auch Besuch! Raimunds Schwester Ruth hat uns für 10 Tage besucht und wir haben abwechselnd gemeinsam Oliven geerntet bzw. verarbeitet und die schönen Tage genossen. Raimund hat seine Schwester auch in die große Kunst des Speerfischens eingewiesen und wir haben uns die Sonne auf die Haut scheinen lassen! Und das Team Willinger war auch glatt erfolgreich! Ein großer Oktopus ist ihnen zwar entwischt, dafür haben sie einen großen Zackenbarsch erlegt. Ich habe den Fisch direkt mit dem SUP Board abgeholt und an Land gebracht aber leider ist er just in dem Moment entwischt als ich das Board mit dem Fisch ans Ufer zog. Offensichtlich war der Fisch doch noch lebendiger als wir gedacht hatten 🙁

Ruth ist mittlerweile wieder zu Hause, die Olivenernte ist beendet und Raimund hat nun doch noch einen großen Fisch geschossen. Der Blaubarsch ist sein bisher größter Fang und wir werden ihn heute Abend gemeinsam mit der Familie verspeisen. Allmählich wird es etwas kühler in Chalkidiki. Für uns wird es deshalb langsam Zeit weiter zu ziehen – der Sonne hinterher!