Wir waren also bereit unsere Lieblingstaverne in Develiki zu verlassen und weiter in den Süden zu ziehen aber von einem Tag auf den anderen änderte sich alles. Nach einer Nacht und einem Tag Dauerregen war Develiki quasi von der Außenwelt abgeschnitten.  (Siehe unser Video https://www.big20.at/hochwasser-im-paradies/ ) Der kleine (und normalerweise trockene) Bach den man zweimal überqueren muss um in das Dorf zu gelangen war über Nacht zu einem reißenden Strom angeschwollen und selbst mit unserem BIG 20 wäre eine Durchfahrt viel zu gefährlich gewesen. Zwar gibt es noch eine andere Strecke über die man Develiki verlassen kann aber auch hier war alles aufgeweicht und unterspült und zusätzlich war die komplette Straße Richtung Thessaloniki gesperrt worden weil das Wasser einen Teil der Straße einfach weggespült hat. Also war schnell klar, dass wir noch bleiben würden… Die Taverne Dionysos ist weit genug vom Bach entfernt aber sämtliche Häuser und Wohnwägen die näher am Bach stehen standen buchstäblich unter Wasser und so zogen wir also mit unseren Gummistiefeln und Arbeitskleidung los und halfen mit beim Aufräumen und Putzen. Einen ganzen Tag haben wir gebraucht um eine kleine Campingküche inklusive Badezimmer von Schlamm zu befreien. Mit Hochdruckreiniger, Schaufeln und Wischmob haben wir zumindest den gröbsten Dreck entfernt. Eine Frau, deren Haus in der Nähe des Baches steht musste noch in der Nacht fliehen und als sie zurück kam fand sie ihren Garten, ihre Außenküche und ihre Terrasse knöcheltief mit Schlamm bedeckt vor. Die Frau schuftete Tag und Nacht um ihr Haus wieder bewohnbar zu machen und dann regnete es wieder… Und erneut schwoll der Bach zu einem Fluss an. Am Vortag hatte ein Bagger noch einen großen Steinwall errichtet um das Wasser im Bachbett zu halten aber die Mühe war umsonst. Das Wasser riss den Steinwall einfach nieder, schwemmte die Steine in die angrenzenden Olivenhaine und richtete einen beinahe noch größeren Schaden an als zuvor. Die Frau die gerade mühsam ihr Grundstück sauber gemacht hatte erlebte innerhalb von nur 3 Tagen zweimal die gleiche Katastrophe. Als das Wasser dann endlich so weit zurück gegangen war, dass man den Bach zumindest mit einem Auto passieren konnte rückten wir mit Schaufeln und Hochdruckreiniger an und halfen mit die Hauswände und die Terrasse sauber zu machen. So hat sich also unser Aufenthalt im „Last Paradise“ noch etwas verlängert und weil wir beim Angeln kein Glück hatten ließen wir uns von Mama Lola beibringen wie man Pfefferoni einlegt.

Ganze 4 Wochen haben wir letztendlich in Develiki verbracht und wir kommen sicher wieder!!! Das Wetter wurde nun aber wirklich langsam kühl und auf dem Weg von Thessaloniki nach Ioannina kamen wir sogar in Schneegestöber. Bei Grevena im Naturschutzgebiet fanden wir schließlich einen schönen Schlafplatz direkt am Fluss der eigentlich perfekt zum Fliegenfischen geeignet ist. Bei 3 Grad Lufttemperatur wird es dann aber schon etwas ungemütlich in der Watthose und nachdem Raimund am Flussufer noch frische Abdrücke von Bärentatzen fand war das Projekt dann relativ rasch wieder beendet und wir düsten weiter bis an den Golf von Patras wo das mit dem Angeln zwar auch nicht so richtig klappen wollte aber zumindest ein schöner großer Oktopus in unseren Kühlschrank wanderte.

Wir haben viel gesehen in den letzten Monaten und in Griechenland möchten wir unsere Reise nun ganz langsam ausklingen lassen. Wir haben keine Eile, keine Ziele. Wir fahren wenig und bleiben gerne länger an schönen Plätzen stehen. In der Nähe von Epidaurus haben wir einen herrlich abgelegenen und einsamen Strand gefunden. Mit normalen Autos ist die ausgewaschene Straße dorthin nur sehr schwierig zu erreichen und wir waren uns sicher diesen Platz für uns alleine zu haben. Aber schon am nächsten Tag tauchte eine Gruppe Männer auf – offensichtlich wollen sie Spearfishen. Allerdings hatten sie Tauchflaschen dabei und grasten die ganze Bucht nach Muscheln ab und schnappten uns Oktopusse vor der Nase weg. Höchst illegal und ziemlich unfair mit Tauchflasche aber das geht uns nichts an. Während die Männer alles einsammelten und töteten was sie finden konnten versuchte Raimund sich mal wieder im klassischen Angeln, wenn auch nicht sehr erfolgreich. Und da fand es einer dieser Taucher doch tatsächlich witzig Raimunds Köder und Angelhaken unter Wasser an einem Stein fest zu binden… Als in der Nacht dann auch noch Fischerboote kamen und die komplette Bucht mit Netzen absperrte war uns endlich klar warum hier so gar kein Fisch beißen wollte. „There is no fish!“ Würde unser norwegischer Freund John sagen. In dieser hübschen Bucht gibt es tatsächlich keinen Fisch und kein anderes Lebewesen mehr…

Wir entdecken neue Buchten und besuchen auch bekannte Plätze wie zum Bespiel Salanti wo wir uns schon letztes Jahr sehr wohlgefühlt haben. An diesem schönen Flecken Erde haben wir Lisi von der „Monschterburg“ mit ihren Hunden und Kater „Castello“ kennen gelernt und gemeinsam einen herrlichen Abend am Lagerfeuer mit gegrilltem Oktopus verbracht. Badewetter im Dezember, kristallklares Wasser, spielende Delfine, eine Schildkröte die sich versehentlich in unserem Angelhaken verheddert hatte, jede Menge Oktopus traumhafte Abende am Lagerfeuer… So lässt es sich aushalten. Unsere Batterien werden allerdings nur geladen wenn wir fahren. Bisher überhaupt kein Thema, wenn man lange steht und wenig fährt wird dann aber auch der größte Akku irgendwann leer. Eine Solaranlage wär jetzt eventuell langsam ein Thema. Sonne gibts ja zum „Saufüttern“… Bis dahin behelfen wir uns halt mit einem Stromaggregat – haben wir uns gedacht… Als Raimund das alte Ding das wir bisher quasi umsonst mitgeschleppt haben starten wollte fiel die Halterung auseinander und ließ sich nicht mehr anschrauben weil das Gewinde kaputt ist. Auch egal. Wir sind ja nicht blöd und deshalb wurde das Aggregat einfach an unserem Dreibein aufgehängt. Tja, leider will auch der Motor nicht mehr ganz rund laufen. „Wenn`s was hat brauchst an Draht!“ Sagte sich Raimund und zurrte die Laststeuerung mit einem Stück Draht fest. Nun könnten wir also mit einem Aggregat am Dreibein für ein paar Stunden Strom produzieren – haben wir uns gedacht. Beim Versuch die gelungene Konstruktion zu starten verklemmte sich das Startseil und ließ sich einfach nicht mehr zurückdrehen. Nun ja, dann fahren wir halt doch ein Stück weiter… 😉 Und wenn wir dann wieder genug Strom haben können wir uns auch um die diversen anderen Wehwehchen kümmern. Ein Reifen hat einen Riss in der Seitenwand und muss getauscht werden, beide Türschnallen des Fahrerhauses sind kaputt (die einzige echte Schwachstelle des Steyr 12M18) deshalb müssen wir immer in unser eigenes Fahrzeug „einbrechen“ und der Auspuff hat im Moment zwar einen super Sound, bräuchte aber irgendwann mal eine frische Schweißnaht. Aber das hat alles Zeit bis nächstes Jahr 😉

In diesem Sinne wünschen wir FROHE WEIHNACHTEN und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!