Seit wir die Fähre von Norwegen nach Dänemark verlassen hatten war unsere Reise von Begegnungen und Wiedersehen geprägt. Dänemark wollten wir eigentlich entlang der Westküste bereisen. Hier gibt es wunderbare Sandstrände die man mit dem Auto befahren kann und obwohl das Übernachten auf den Stränden eigentlich verboten ist kümmert es in der Nebensaison niemanden. Davon abgesehen war das Wetter so stürmisch, regnerisch und scheußlich, dass sich sowieso kaum jemand an den Strand verirrt hat. Dem Sturm entfliehen kann man kaum weil das Land einfach nur flach ist und so wurde es auch nicht viel ruhiger als wir Dänemark einmal von West nach Ost durchquerten um unsere Freunde Kathrine und Niels zu besuchen. Die beiden hatten wir am Nordkap kennen gelernt weil sie sich mit ihrem Dachzelt bei unserem BIG 20 in den Windschatten gestellt hatten und wir sie um 3 Uhr nachts ziemlich unsanft aus den Federn geholt haben als wir zum Fotoshooting an die „blöde Kugel“ gefahren sind. Die Aktion haben sie uns scheinbar nicht übel genommen sondern uns übers Wochenende in die Gegend von Aarhus eingeladen. Wir waren gemeinsam auf dem „höchsten Berg“ Dänemarks, haben im „Gebirge“ übernachtet und die beiden haben uns die schönsten und unbekanntesten Ecken ihrer Gegend gezeigt. Außerdem fand just an diesem Wochenende eine „Fast and the Furios“ Party statt. Zumindest haben wir diesen Event so genannt. Ein Treffen für ausschließlich japanische Fahrzeuge, die meisten davon tiefer gelegt und aufgemotzt. Niels war mit seinem Toyota Overlander schon ein ziemlicher Exot auf dieser Veranstaltung aber wir haben mit unserem Steyr 12M18 Made in Austria dann doch den Vogel abgeschossen und so den ein oder anderen Blick angezogen 😉 Nach dem Treffen gab es dann eine After-Party. Um dort hinzukommen muss man aber schon ziemlich dicke mit dem privaten Veranstalter sein. Sehr exklusiv, sehr viele japanische Autos und….. WIR!!! Niels hatte dem Veranstalter vorab ein Foto von unserem BIG 20 gezeigt und so waren wir als Exoten auch eingeladen wobei der Abend nicht nur Freude sondern auch psychische und physische Schmerzen verursacht hat als einer nach dem anderen mit den teuren schönen Autos „Burn-Outs“ gemacht hat. Da wurden Reifen zerfetzt, Kupplungen zerlegt und Bremsen geschunden, dass es weh tat! Unser persönliches Highlight auf dieser Party war mit Sicherheit das köstliche Spanferkel und die grandiose musikalische Unterhaltung in einem Dezibel Bereich der kaum noch erträglich war 😉 Vielleicht sind wir aber auch einfach nur langsam zu alt für Partys dieser Art. Auch wenn man es optisch nicht unbedingt bemerkt hat haben wir doch den Altersdurchschnitt ziemlich angehoben. Wir hatten jedenfalls ein tolles Wochenende mit Kathrine und Niels und haben durch die beiden auch erfahren, dass ein paar Tage später in Hamburg eine Survival-Messe stattfand wo sich jede Menge Reisender mit Offroad-Fahrzeugen treffen würden. Und schon wurden neue Pläne gemacht…

Kaum in Deutschland eingereist wollten wir in Flensburg erst mal ein ordentliches Bier zum vernünftigen Preis kaufen und machten Halt beim „Scandinavian Park“, einer Art Duty Free Einkaufszentrum. Auf dem riesigen Parkplatz stellten wir uns perfekt zwischen zwei eingezeichnete Linien und hatten noch nicht mal den Motor abgestellt als auch schon ein Mann auf uns zu stapfte und uns mit den Worten: „Hier könnt ihr nicht stehen!“ begrüßte. Willkommen in Deutschland!!! Das norwegische Fahrzeug neben uns hatte in einer Zufahrt geparkt und offensichtlich war es für den Herren einfacher uns wegzuschicken als den (eventuell nicht-deutschsprachigen) Falschparker zurecht zu weisen. Egal! Umparken, einkaufen! Wobei wir hier gleich nochmal scheiterten. Im „Scandinavian Park“ kann man wunderbares dänisches Bier kaufen welches gut schmeckt und wenig kostet. Der Hacken an der Sache: Um dieses Bier kaufen zu dürfen muss man seinen festen Wohnsitz in Skandinavien haben. Alle anderen Landsleute dürfen dieses Exportbier nicht kaufen weil Deutschland ja dann der Dosenpfand durch die Lappen gehen würde. Auf deutsches Bier mit Dosenpfand hatten wir dann aber irgendwie auch keine Lust und so haben wir alles Andere nur kein Bier gekauft, Gasflaschen befüllen lassen und sind dann weiter auf das Gut Panker in der Nähe von Kiel. Hier wohnen unsere Freunde Gesa und Tosh die wir ebenfalls überreden konnten mit uns zur Messe zu fahren. Die beiden hatten wir in der Westsahara kennen gelernt, wir haben dann nochmals ein paar schöne gemeinsame Tage in Zagora in Marokko verbracht und so war es ein wunderbares Wiedersehen in ihrem traumhaft schönen Zuhause. Und endlich bekamen wir auch das wonach wir uns schon lange gesehnt hatten: Schönes, sonniges und warmes Wetter. Wir konnten Wäsche waschen und in der Sonne trocknen lassen, wir haben eine kleine E-Bike Tour gemacht und sogar zum Grillen auf der Terrasse hat das Wetter noch gehalten.

Vom Gut Panker ging es weiter auf das Gut Basthorst zur Messe „Adventure Northside“ wo sich dann einige unserer Freunde die wir auf der Reise in ganz unterschiedlichen Ecken kennen gelernt hatten zusammen fanden. Gesa und Tosh mit „Fatbaastard“, Carola und Stefano alias www.heimathafen.one mit ihrem „Fred“, Kathrine und Niels aus Dänemark und viele andere Reisende die man „so kennt“ oder zumindest virtuell auf Instagram verfolgt saßen mit uns am Lagerfeuer und es war uns eine Freude zu sehen wie klein die Welt eigentlich ist! 

Von Hamburg aus machten wir uns schließlich auf den Weg nach Bratislava mit einem Abstecher ins Erzgebirge. Dort in der Nähe von Chemnitz lebt (wenn er nicht gerade auf Reisen ist) unser Freund Bernd alias „Die Wüstenmaus“. Ihn hatten wir ziemlich zu Beginn unserer Reise in Griechenland kennen gelernt. Auch er zeigte uns seine Gegend und lud uns zu einem köstlichen Essen ins Böhmische ein. So viele Treffen und Wiedersehen in kurzer Zeit und es sollte so weiter gehen. Der nächste Halt auf unserer Reise war Bratislava wo uns unser Freund Christoph alias „Bumsti“ besuchte und uns eine tolle Überraschung bereitete. Er hatte 7 Flaschen unseres Lieblingsbieres aus Salzburg mit dabei wobei man sagen muss, dass er insgesamt 2 Kisten gekauft hatte und nur 7!!! Flaschen bei uns ankamen 😉 Mit ihm genossen wir die lauen Spätsommerabende an der Donau, kosteten ein paar Köstlichkeiten am Burger-Festival und in „unserer“ Strandbar und genossen die vielen Lichter und Kunstobjekte die genau an diesem Wochenende in Rahmen der „Weißen Nächte“ in Bratislava installiert worden waren. Außerdem machten wir uns auf die Suche nach einem günstigen Spediteur der uns ein paar Sachen von Bratislava nach Salzburg liefern sollte aber wie gewohnt war die Suche nach einem Spediteur gar nicht einfach und so beschlossen meine Eltern und Raimunds Papa kurzfristig uns in Bratislava zu besuchen und die Ersatzteile mit dem Anhänger abzuholen. Für Raimund sollte es eine Überraschung werden und ich hatte mir schon ausgemalt wie es sein würde wenn plötzlich sein Papa hinter ihm stehen würde. Ich hätte dann gesagt: „Schau mal, der Mann hinter dir sieht aus wie dein Papa!“ Raimund wäre aus allen Wolken und seinem Papa in die Arme gefallen usw… Aber die Überraschung kam dann ein bisschen anders. Während ich Raimund hinhalten musste und wartete, dass das Auto meiner Eltern jederzeit ums Eck biegen würde rief mich meine Mama an mit den Worten: „Tut mir leid aber wir finden nicht hin…“ Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich wiederum noch nicht, dass meine Mama auch mit dabei sein würde. Nun ja, die Überraschung war geplatzt und mein armer Papa kurvte mit Anhänger knapp 2 Stunden tapfer durch Bratislava bis sie schließlich leicht genervt und erschöpft bei uns ankamen. Das Wiedersehen nach über einem Jahr war aber trotzdem genauso schön und alle haben etwas gelernt: Traue nie der doofen Kuh im Navi! Die Tussi kennt sich einfach nicht aus und sagt den Weg extra falsch an 😉 Weil die Sightseeing Tour der 3 doch einige Zeit gekostet hatte haben wir ihnen kurzerhand ein Zimmer gebucht und sind gemeinsam essen gegangen. Am nächsten Tag wurde dann aller unnötiger Krempel aus dem BIG 20 auf Papas Anhänger verladen und wir haben der doofen Kuh im Navi dann nochmal exakt den Weg nach Hause erklärt, nur für alle Fälle… Vielen lieben Dank, dass ihr diesen Weg für uns auf euch genommen habt!!! Das Treffen war zwar sehr kurz aber für uns auch sehr emotional und darüber hinaus habt ihr uns viel Ballast und Gewicht abgenommen! 

Kaum hatten wir erfahren, dass die blöde Kuh vom Navi unsere Eltern zuverlässig über die Grenze nach Österreich gelotst hatte machten auch wir uns auf den Weg an die Grenze. Wir wollten weiter nach Ungarn aber da machte uns doch glatt die Polizei einen Strich durch die Rechnung. Direkt auf der Grenze wollten wir unsere Ungarn-Vignette kaufen. Die Dame am Schalter war aber der Meinung, dass wir eine LKW Box brauchen würden und wollte uns die geforderte Vignette nicht verkaufen. Dann eben nicht, die kann man ja auch wo anders kaufen. Zurück bei unserem BIG 20 wurden wir von einem sehr unfreundlichen Polizisten darauf aufmerksam gemacht, dass wir die Grenze auf der PKW Spur passiert hatten. Ja eh, wir sind ja auch kein LKW sondern ein Wohnmobil… Das war dem Beamten aber wurscht und als er feststellte, dass wir einen Sprung in der Windschutzscheibe auch noch hatte war sowieso nichts mehr zu machen. 20 Euro Strafe weil wir die falsche Spur genommen hatten und die Fahrzeugpapiere hat er uns abgenommen wegen der kaputten Scheibe. Auf einem in slowakischer Sprache verfassten Zettel stand drauf wo und unter welchen Voraussetzungen wir unsere Papiere wieder abholen könnten. Tja, 2 Meter hätten noch gefehlt und wir wären in Ungarn gewesen… Offensichtlich wird zwischen den Grenzen ganz genau geschaut. Bereits bei unserer Einreise in die Slowakei waren wir von der Polizei gestoppt worden um zu kontrollieren ob wir auch die richtige Vignette gekauft hätten bzw. ob unser BIG 20 tatsächlich als Wohnmobil und nicht als LKW zugelassen wäre. Nach einem Telefonat mit der Rechtsberatung des ÖAMTC entschieden wir uns wieder zurück nach Bratislava zu fahren und die Scheibe dort tauschen zu lassen. Ungarn wäre uns zwar lieber gewesen aber was wenn uns die Ungarn ohne KFZ Papiere erwischen würden mit einem slowakischen Zettel den keiner lesen kann… Also haben wir uns eine Autoglas Werkstatt rausgesucht und hatten richtig Glück. Die passende Scheibe konnte bereits am nächsten Tag geliefert und eingebaut werden und wir machten uns danach direkt auf dem Weg zur Polizeistation an der Grenze Kittsee. Dort mussten wir bei gefühlt hundert Türglocken anläuten bis uns endlich jemand die Tür aufmachte. Ein kurzer Blick auf die neue Scheibe genügte und wir bekamen unsere Fahrzeugpapiere wieder ausgehändigt. Gerade als wir erleichtert einstiegen und losfahren wollten kamen schon wieder Beamte auf uns zu. „Wir haben gerade unsere Fahrzeugpapiere von der Polizei abgeholt“ erklärten wir ihnen rasch woraufhin die Beiden herzhaft lachen mussten und uns freundlich aus der Parklücke auswiesen. Also wieder zur Grenze nach Ungarn! Wir haben wohl beide die Luft angehalten bis wir diese passiert hatten (diesmal über die LKW Spur) und konnten erst erleichtert aufatmen als wir uns immer weiter von der Slowakei entfernten. In über einem Jahr auf Reisen hatten wir nicht eine einzige Polizeikontrolle und dann sind wir in die schöne Slowakei eingereist. Ein Land das sicherlich viel zu bieten hätte. Burgen, Wälder, die Tatra usw. Für uns war es aber ziemlich sicher der letzte Besuch in diesem Land, zumindest mit unserem BIG 20. Ein Slowake hat  zu uns gesagt: „So sind wir, das ist unsere Mentalität. Entweder sehr freundlich oder sehr unfreundlich!“ Wir haben ja die Wahl in welches Land wir reisen und jetzt freuen wir uns auf die herzlichen und lustigen Ungarn und wir freuen uns auf das nächste Wiedersehen mit Freunden aus der Heimat…