…und wiederkommt ist nicht mehr der Gleiche“ Diesen Spruch der Tuareg hat unser Freund Bernd („Die Wüstenmaus“) auf seiner Visitenkarte stehen und uns auch immer wieder gepredigt. Er hatte recht, die Wüste ist faszinierend, abwechslungsreich, atemberaubend und beängstigend zugleich und um Wüste zu erleben muss man mitten hinein! Wir sind also bei Nouadhibou über die Grenze nach Mauretanien gefahren. Für dieses Unterfangen muss man schon so 5 bis 6 Stunden einplanen. Auf marokkanischer Seite geht es noch recht flott, man wird ein bisschen hin und her geschickt bis man alle Stempel beisammen hat, fährt durch den Scanner und eine Stunde später ist man durch. Dann kommen ein paar Kilometer Niemandsland. Da geht es über harte Rumpelpiste querfeldein und man hat irgendwie das Gefühl im falschen Film gelandet zu sein. Links und rechts der Piste liegen hunderte Autowracks und Müll und selbsternannte „Grenzhelfer“ wollen aufs Auto klettern und ihre Dienste anbieten oder Handywertkarten verkaufen. In Mauretanien haben die Frauen das sagen und so reicht es schon als Fahrerin die Hand zu heben um aufdringliche „Helfer“ in die Flucht zu schlagen. Unsere Schweizer Freunde Lucia und Edgar hatten bereits einen seriösen Grenzhelfer für uns organisiert. Ahmeida macht diesen Job seit vielen Jahren, hat Geld für uns gewechselt, die obligatorische Autoversicherung für uns abgeschlossen und war mit uns gemeinsam auf der Visa Stelle. Ahmeida ist einer der ganz wenigen Grenzhelfer die weder Schmiergeld bezahlen noch den Touristen etwas abknöpfen. Er lebt davon, dass man ihm für seinen Service ein bisschen was bezahlt. Natürlich könnte man sich auch selbst durchwurschteln aber wir würden Ahmeidas Dienste jederzeit wieder in Anspruch nehmen, hatte er uns schließlich nach weiteren 1,5 Stunden problemlos durchgelotst. Falls ihr also mal nach Mauretanien fahren wollt… Wir haben seine Telefonnummer 😉 Gleich hinter der Grenze haben uns unsere Freunde empfangen und sind mit uns nach Nouadhibou gefahren wo wir unsere Vorräte auffüllen konnten, Ahmeida kam uns am Abend im Camp besuchen und organisierte uns eine Handywertkarte und kochte frischen Hummer für alle. Was für ein LUXUS! Nach 2 Nächten in der zweitgrößten Stadt Mauretaniens konnte das Wüstenabenteuer endlich beginnen. Ausgestattet mit Satellitentelefon und GPS ging es auf den berühmten „Choum-Track“ entlang des längsten Erzzuges der Welt. Und dieser Track hat wirklich alles zu bieten. Sand, Dünen, Steine, Kamelgras, dann wieder Sand… Auf etlichen Kilometern geht es richtig schnell vorwärts was besonders am ersten Tag unglaublich anstrengend für uns war. Höchste Konzentration, ungewohnter Untergrund, viele Eindrücke. Der Fahrer hat seinen Blick direkt vor dem Auto während der Beifahrer die Landschaft etwas weiter vorne beobachtet. Alle 20 Minuten ändert sich die Strecke, oft kündigt sich das durch einen ordentlichen Rums an. Ein Loch oder eine kleine Düne die man mit 60 km/h oder mehr einfach übersehen hat. Dann heißt es Einbremsen und schauen was als nächstes kommt… Wir hatten Spaß!!! Etwa auf halber Strecke haben wir an einem markanten Hügel, dem „Fuchshügel“ unser Lager aufgeschlagen und haben die erste Nacht in absoluter Stille verbracht. Nur der Zug, der die Eisenerzbergwerke bei Zouérat mit der Hafenstadt Nouadhibou verbindet klingt als würde eine Armee mit Panzern einrücken. Gleichzeitig ist die insgesamt 700km lange Zugstrecke aber auch eine gute optische Orientierungshilfe. Nördlich der Bahn stehen zwei riesige Monolithen. Aisha und Ben Amera. Rund um Aisha haben sich internationale Künstler verewigt und der Nachbar, Ben Amera ist der drittgrößte Monolith der Welt, einfach beeindruckend! Nach einer kleinen Jause bei Aisha sind wir zurück auf den Choum Track gefahren, sind aber schon vor Choum querfeldein abgebogen. Nach einer weiteren Nacht in der Wüste haben wir die „Hintertür“ nach Atar passiert und sind dabei Streckenabschnitte der Rally Paris-Dakar gefahren. Atar ist die drittgrößte Stadt des Landes und wir haben im Auberge „Mer et Desert“ eine kleine Oase zum Wohlfühlen gefunden. Wir konnten Wasser bunkern, wurden von Aisha, einer Einheimischen beim Einkaufen begleitet, und beim Abendessen wurde sogar täglich extra ein kleines Teller für unsere Aida hergerichtet. Weil unser Turbo schon seit Dakhla nicht die volle Leistung brachte wollten wir noch eine Werkstatt auftreiben um ein Leck schweißen zu lassen aber das war gar nicht nötig, der Schweißer kam direkt zu uns und hat sich höchst professionell (wenn auch nicht ganz europäischer Standard) um unser Leck gekümmert. Diese Schweißnaht wird jedenfalls ewig halten 😉 Ein besonderes Highlight war dann ein Fest das Lucia und Edgar für uns organisiert hatten. Wir Mädels kleideten uns traditionell in Melaffa, es gab köstliche Kamelfleischbällchen die wir natürlich mit den Fingern aßen und im Anschluss kam eine Damen-Musikgruppe in die Auberge. Da wurde getrommelt, getanzt (jaaa, wir mussten auch mitmachen) und viel gelacht. Und wenn es in Mauretanien ein Fest gibt dann kommen alle. Das heißt, die Tore wurden geöffnet und die Nachbarschaft feierte mit… Bis zum letzten Musikstück. Dann packen plötzlich alle zusammen, es gibt weder Applaus noch Zugabe-Rufe sondern alle traben brav nach Hause und die Party ist Geschichte. So voll gepackt mit Eindrücken kann es für uns nun weiter gehen, 700 km durch die Sahara entlang der alten Karawanen-Strecke von Chingetti bis nach Néma…