Unser Weg führte uns also nach Uddevalla zur Motocross Weltmeisterschaft. Unterwegs machten wir Halt an wunderschönen Seen, einmal fanden wir sogar einen Platz mit kostenloser Sauna. Weil das Wetter schlecht war heizte Raimund gleich mal ein und wir genossen die Wärme. Unterwegs bekamen wir von unserem Freund Edgar noch den Tipp in der historischen Axtmanufaktur in Gränsfors vorbei zu schauen. Dort kann man den Schmieden und Schleifern über die Schulter schauen, es gibt ein Axtmuseum und natürlich haben wir uns auch im Axtwerfen versucht. Und wenn man schon mal da ist muss man direkt ein kleines Souvenir in Form einer kleinen Axt mitnehmen 😉 Pünktlich zur MXGP erreichten wir dann auch Uddevalla wo wir als Gäste von KTM (wie auch schon in Portugal) live mit dabei sein durften und zusätzlich tolle Verpflegung bekamen. Mein Bruder Harald hatte die Tickets organisiert und weil kein Besucherparkplatz angeschrieben war fuhren wir einfach mal bis zum Haupteingang des Geländes. Links und rechts der Straße war alles zugeparkt und wir fragten einen schwedischen Ordner wo wir parken könnten. Gastfreundlich wie die Schweden sind bot er uns an direkt neben dem Eingang quasi im Straßengraben zu parken und schon hatten wir unser „Zuhause“ für die nächsten zwei Tage gefunden. Nach dem ersten Renntag schliefen wir direkt dort in unserem Straßengraben und es sollte noch eine Nacht folgen. Am zweiten Renntag kürte sich Jorge Prado vorzeitig zum MX2 Weltmeister und wir wurden vom KTM Team direkt zur privaten Weltmeisterfeier eingeladen. So eine Gelegenheit darf man sich natürlich nicht entgehen lassen, allerdings hatte mein Bruder vergessen uns vor zu warnen wie es auf solchen Weltmeisterpartys zugeht und so hatten wir irgendwann orangene T-Shirts an, Blumenkränze um den Hals und blinkende Haarreifen auf dem Kopf. Der Spraydose mit orangener Haarfarbe sind wir nur knapp entgangen, dafür wollte uns permanent jemand unser Bier mit Wodka strecken und am Ende waren wir froh über unseren idyllischen Schlafplatz im Straßengraben!

In Uddevalla hatten wir den Tipp bekommen uns das alte Fischerdorf Fjällbäcka an zu schauen und weil wir gerne solchen Hinweise von Einheimischen nachgehen fuhren wir direkt hin. Wohlgefühlt haben wir uns in Fjällbäcka allerdings nicht. Teure Autos und schicke Menschen in teurer Kleidung sitzen dort in teuren Restaurants und obwohl das Dorf und die Küste davor sehr schön sind hat es uns hier an ursprünglichem Charme gefehlt. Generell war der Süden fast ein kleiner Kulturschock für uns nach etlichen Wochen in Nord-Norwegen. Alles ist dicht besiedelt, alles sieht aus wie geleckt, jeder Rasen ist akkurat gemäht und irgendwie vermissten wir die Lockerheit die im Norden vorherrscht. Und auch der Süden Norwegens ist nicht ganz so aufregend wie der Norden. Unser Weg führte uns nämlich nochmals über die Grenze, zuerst nach Oslo wo wir direkt an der Holmenkollen Schanze parkten und dann weiter nach Skien. Dort fand in einer großen Schottergrube ein Formula Offroad Rennen statt. Raimund hatte sich diese Rennen schon immer gerne im Internet angeschaut und wollte so etwas unbedingt einmal live sehen. Und beim Anschauen alleine sollte es nicht bleiben. Weil wir einen Tag zu früh in Skien waren fuhren wir direkt einmal an die Rennstrecke und fragten ob es hier eine Möglichkeit zum Übernachten gäbe und so bezogen wir unser neues „Zuhause“. Diesmal kein Straßengraben sondern eine idyllische Schottergrube. Kaum eingeparkt bekamen wir Nachbarn. Eine Gruppe aus Schweden bezog Quartier neben uns und es stellte sich schnell heraus, dass dies Freunde eines Formula Offroad Fahrers waren. Robert und seine Freunde nahmen uns dann auch mit ins Fahrerlager von Team 033 und erklärten uns „Neulingen“ alles war wir wissen wollten. Obwohl das Wetter am ersten Tag nicht mitspielte und „unser“ Fahrer nicht besonders gut unterwegs war hatten wir unseren Spaß in der Schottergrube. Schon beeindruckend wenn Autos mit rund 1.000 PS, Lachgaseinspritzung usw. fast senkrechte Wände hochfahren. Abends nahmen uns dann die anderen schwedischen Nachbarn, Jessica und Andreas mit ins Fahrerlager und dann ging ein kleiner Traum von Raimund in Erfüllung. Bei einem gemütlichen Bier mit Fahrer Jimmy und dem Mechaniker von Team 033 saß er im Formula Offroad Fahrzeug, ohne zu wissen, dass genau dieses Auto am nächsten Tag das Siegerfahrzeug sein würde.

Wenn Schweden und Norweger gemeinsam feiern dann ist eine Motocross-Weltmeisterfeier ein Kindergeburtstag dagegen und deshalb entschieden wir uns rechtzeitig ins Bett zu gehen um am nächsten Tag fit und ausgeschlafen für das Rennen zu sein. Ziemlich spießig wenn man bedenkt, dass die Teams bis in die frühen Morgenstunden gefeiert und getrunken haben… „Unser“ Fahrer war jedenfalls fit am nächsten Tag und überlegener Sieger in seiner Kategorie! Hier seht ihr die Highlights der 2 Tage Formula Offroad in Skien: https://www.youtube.com/watch?v=IH7AJlmLbKY&t=69s

In der Zwischenzeit war in den Medien bekannt geworden, dass in Norwegen mehrere Hunde an einer mysteriösen Krankheit gestorben sind und es gab eine offizielle Warnung für Hundehalter. Auch Freunde und andere Reisende haben uns darauf aufmerksam gemacht. Vieles in den Medien war erst mal große Panikmache. Da hieß es zum Beispiel, dass Hunde die aus Norwegen ausreisen an der Grenze desinfiziert werden müssen. Die Grenzen nach Finnland und Schweden seien mit Hund gar nicht mehr passierbar hieß es in anderen Berichten. Wirklich verlässliche oder offizielle Angaben fanden wir nicht und so fuhren wir kurzentschlossen zum Hafen Langesund und buchten uns eine Überfahrt nach Dänemark. Auf der Fähre trafen wir dann auch noch das Formula Offroad Team aus der Schweiz (das erste Schweizer Team der Geschichte) und nein, Aida wurde weder desinfiziert noch sonst irgendwie beachtet. Sie ist ganz offiziell, legal und problemlos aus Norwegen ausgereist und hat die Fahrt in unser 25. Reiseland ganz einfach verschlafen…