Auf der Fahrt nach Dakhla, der Halbinsel in der Westsahara kam bei uns richtiges Wüstenfeeling auf. Wenig Verkehr, viel Wind, viel Sand und ganz viel Landschaft. Unterwegs trifft man nur ganz wenige Touristen und wir waren voller Erwartung. Dann die Ernüchterung: Gleich bei der ersten Möglichkeit wollten wir für eine Nacht einen Stopp einlegen um uns dann am nächsten Tag ein einsames Plätzchen oder eine coole Kitesurf-Schule an der Lagune zu suchen. Der erste Parkplatz an der Lagune heißt PK 25, ist gratis und hat eine kostenlose Wasserquelle. Dementsprechend hat es dort ein Flair wie im Schrebergartenverein. Unzählige „Joghurtbecher“ stehen hier zum Überwintern. Hauptsächlich Franzosen die auf dem Platz die Regeln machen und sich täglich mit den Italienern streiten wer seinen Gartenzaun wo und wie aufstellen darf. Da gibt es Dauercamper, die den Nachbarplatz über mehrere Wochen für jemanden reservieren, Gartenhäuschen, Klohäuschen und Duschkabinen werden innerhalb der Zäune aufgestellt, Solarlämpchen sorgen für etwas Ambiente. Die Nachbarn kennt man natürlich seit mehr als 20 Jahren und wenn jemand das erste Mal an den Platz kommt gibt es erst mal Terror. Täglich muss die Polizei kommen um Streitigkeiten zu schlichten. Es gibt einen Satschüssel-Verleih wo man für 50 Euro pro Saison eine große Schüssel mieten kann. Viele Camper haben einen Anhänger mit Auto oder Quad mit dabei was sehr praktisch ist um damit die 200 Meter zum Mülleimer oder zur Wasserquelle zurückzulegen. Manche gehen mit ihren Katzen an der Leine spazieren, andere lassen ihre Hunde überall frei herum laufen und wieder andere spannen riesige Katzennetze um ihr „Anwesen“. Das Wasser an der Quelle stinkt nach fauligen Eiern. Ein großes Schild weist darauf hin, dass dieses Wasser weder zum Trinken noch zum Duschen, Abwaschen oder Auto waschen geeignet ist. Der findige Outdoor-Survival Dauercamper weiß aber, dass man dieses Wasser nutzbar machen kann indem man es 2 Tage in der Sonne stehen lässt. Unser Selbstversuch hat gezeigt, dass das Wasser dann zwar immer noch stinkt aber zumindest keinen Brechreiz mehr verursacht wenn man daran schnuppert. Wir haben unser Wasser in der Stadt Dakhla gekauft (für 1,5 Euro für 1.000 Liter) aber nur wenige Dauercamper wollen sich diesen Luxus leisten. Die Abwasserentsorgung im Schrebergartenverein ist ganz problemlos… Jeder lässt sein Wasser einfach im Sand versickern oder schüttet es vors Nachbarauto. Auch die Toilette kann problemlos im „Lac du Kack“ entsorgt werden. Das ist eine Grube im Sand mit einem riesigen Fäkalienteich. Bei günstigem Wind riecht es im Camp dementsprechend. (Raimund hat eine Doku über das lauschige Plätzchen gedreht… folgt in Kürze) Wir haben uns einen Platz in der letzten Ecke neben einem anderen Offroad-Fahrzeug gesucht und so nahm alles seinen Lauf. Wir haben Carmen und Uwe aus Deutschland kennen gelernt, die anderen Nachbarn, Rebecca und Andy aus England kamen gerade vom Einkaufen zurück und wir wurden direkt zum Grillen eingeladen. Einen Tag später kamen dann noch Fanny und Olivier aus Frankreich mit ihrem riesigen MAN LKW dazu und ganz schnell waren wir eine richtig coole Clique, haben gemeinsam gekocht und gegessen, die Franzosen haben eine günstige Kitsurfe-Schule gefunden und wir haben gemeinsam einen Kurs gemacht (in französischer Sprache 😉 Raimund hat dabei richtig viel gelernt, ich wurde leider etwas eingebremst weil die Lehrer mit einer sportlichen europäischen Frau nicht recht umgehen konnten. Nichts desto trotz konnte auch ich ziemlich viel aus dem Kurs mitnehmen und den Rest haben mir unsere neuen Freunde beigebracht. Wir hatten richtig viel Spaß bis sich irgendwann ein Franzose direkt in unsere Einfahrt neben unsere Feuerstelle parkte. Wir baten ihn höflich sich 2 Meter weiter nach vorne zu stellen um uns nicht komplett zu blockieren aber das war unmöglich für den „Joghurtbecher“, zu groß war die Angst, dass er im Sand stecken bleiben könnte. Also beschloss unsere Truppe eine „Willkommensparty“ zu veranstalten und so saßen wir am Abend wieder an unserem Lagerfeuer, tranken ein bisschen Wein, erzählten uns lustige Geschichten und lachten viel. Der neue Nachbar war wenig erfreut über unseren herzlichen Empfang und drohte uns am nächsten Morgen gleich mit Polizei, verdächtigte uns des Drogenkonsums weil wir so viel gelacht hatten und beschwerte sich schließlich beim Militärchef am Platz über uns. Der kam im Laufe des Nachmittags vorbei, bat uns höflich ab Mitternacht etwas leiser zu sein (am Wochenende könnten wir auch bis 1 Uhr feiern) und gesellte sich am nächsten Abend gleich mit dazu. Im Schlepptau hatte er noch eine Marokkanerin die per Anhalter durchs Land reist und so saßen wir also zusammen. Deutschland, England, Frankreich, Österreich und Marokko… 5 Nationen, 4 verschiedene Sprachen und ein gemeinsames Lagerfeuer in der Westsahara. Nach ein paar Tagen sind wir dann gemeinsam aufgebrochen und haben uns ein neues Lager auf der anderen Seite der Lagune an der „Dune Blanche“ gesucht. Dort konnten wir lachen und Spaß haben soviel wir wollten – und ja, wir können auch ohne Drogen herzlich lachen und lustig sein. Wir sammelten Muscheln, kochten, gingen Wind- und Kitesurfen und genossen die herrlichen Sonnenuntergänge und den gewaltigen Sternenhimmel. Grundsätzlich wäre Dakhla der südlichste Punkt unserer Reise gewesen, hätten wir nicht vor ein paar Wochen Lucia und Edgar aus der Schweiz kennengelernt. Die beiden haben uns zu sich „nach Hause“ nach Mauretanien eingeladen. Wir haben auf unserer Reise gelernt auf unseren Bauch zu hören und Hinweisen und Einladungen nachzukommen wenn es sich richtig anfühlt und genau deshalb haben wir einmal mehr unsere Pläne geändert und sind nun dabei die Wüste in Mauretanien zu erkunden…